Letzter Akt: Kurz nach Einbruch der Dunkelheit kommen wir in unserem “Tokio Hotel” mit dem Namen “Narita Tobu Hotel Airport” an. Das Zimmer ist groß und ruhig mit zwei Kingsize-Betten. Obwohl wir kein Frühstück gebucht haben, bekommen wir zwei Gutscheine für das Restaurant. Und alles zusammen kostet gut 100 Euro. Ich bin verwirrt: Ist Tokio nicht eine der teuersten Städte der Welt? Selbst das Snickers im kleinen Hotelladen kostet nur 150 Yen, also knapp einen Euro. Vielleicht liegt es am extrem teuren Hawaii, dass uns alles andere jetzt billig vorkommt. Noch etwas anderes fällt uns auf: In Japan fährt man auf der linken Straßenseite. Selbst in Flughafennähe sind die meisten Schilder etc. nur in japanischer Sprache. Also: Selbst fahren in Japan? Niemals!
Noch vor Sonnenaufgang sind wir hellwach und müssen erstmal genau überprüfen, wie spät es eigentlich ist. Zur Sicherheit befrage ich Google: vier Uhr morgens. Aha, in gut 21 Stunden geht in Deutschland die Sonne unter und in etwa 24 geht’s in Köln wieder ins Bett. Das liegt an dem Zeitunterschied von 8 Stunden. Bei der Anreise nach Hawaii haben wir zwei Nächte im Flugzeug verbracht, bei der Rückreise sind wir nur tagsüber im Flieger und verbringen zwischendurch eine Nacht im Hotel.
Sieht sehr lecker aus, trotzdem bin ich auf Reisen meistens vorsichtig bei unbekannten Speisen.
Um halb sieben steht die erste Mahlzeit eines sehr langen Tages an: Frühstück im Hotel. Gegen sieben bringt uns der Shuttlebus zurück zum Terminal 2. Alles perfekt organisiert! Nach Gepäck- und Passkontrolle gehen wir in die Sakura Lounge, die wir bereits von der Hinreise kennen. Jetzt haben wir zwei Stunden Zeit – u. a. für das zweite Frühstück mit einem Gläschen Sekt. Draußen scheint die Sonne bei Temperaturen um den Gefrierpunkt. (In Köln ist es zurzeit deutlich milder.)
Leicht verspätet starten wir in Tokio. Herzlich werden wir an Bord mit einem Getränk begrüßt. Bald werden mehr Getränke gereicht. Außerdem beginnt das große Essen in mehreren Gängen. Hier ein paar Fotos:
Unten: Goldaugen-Schnapper, Schneekrabben, geköchelte Seeohren und mehr
Von Goldaugen-Schnapper und Schneekrabben bis geköchelten Seeohren ist bei den Vorspeisen wieder viel Interessantes dabei. Auch der Rest des japanischen Menüs klingt gut. Wer das nicht mag, kann die internationale Küche wählen oder auch “A LA CARTE” speisen. Wir bekommen für unser Geld schon einiges geboten.
Erläuterungen zum folgenden Foto:
links: Russland (Sibirien), rechts: USA (Alaska), rote senkrechte Linie: Datumsgrenze, waagerechte weiße Linie: Polarkreis, gelbe dicke Linie: zurückgelegte Strecke, grüne dicke Linie: kürzeste Route nach Frankfurt
Schnell nach dem Start wird klar, dass dieser Flug etwas anders wird. Früher gingen Japanflüge über Russland. Aus bekannten Gründen geht dies nicht mehr. Also fliegen die Maschinen zwischen Europa und Japan den mehrstündigen Umweg weiter südlich über China. Aber wenn der Wind anders weht, wird die Route über Alaska und den Nordpol gewählt. Und so ist es heute. Damit wird einiges von dem oben Geschriebenen hinfällig. Zum Beispiel überqueren wir noch einmal die Datumsgrenze, jetzt wieder vom Westen in den Osten. Außerdem haben wir doch eine Nacht und zwar eine sehr lange. Gegen 14:30 Uhr (Tokio-Zeit) erreichen wir östlich der russischen Halbinsel Kamtschatka und in der Nähe der Inselkette der Aleuten die Datumsgrenze, überqueren diese aber nicht. Wir fliegen parallel zur Datumsgrenze in Richtung Nordosten. Unter uns liegt das Beringmeer. Erst anderthalb Stunden später sind wir auf der andere Seite der Datumsgrenze. (Genau in diesem Moment öffnen in Deutschland die Wahllokale für die Bundestagswahl …) Draußen ist es längst dunkel. Das große Schlemmen an Bord ist beendet und die Betten sind hergerichtet für den Verdauungsschlaf. Beim Blick auf die Karte vermute ich, dass wir bald da sind, wo wir vor Kurzem noch waren: im Luftraum der USA. Eine halbe Stunde später bin ich mir dessen sicher, denn wir überfliegen eine amerikanische Insel: die mir bis heute unbekannte Saint Lawrence Island. (Ich fürchte, jetzt spätestens merkt man, dass ich mal Geografie-Lehrer werden wollte.) Um 20 Uhr (Tokio-Zeit) bzw. 12 Uhr (deutsche Zeit) fliegen wir über den Nordpol. Nicht genau, aber fast. An dieser Stelle überlege ich mir, wie spät es jetzt eigentlich am Nordpol ist.
Vier Stunden vor der geplanten Landung bestellen wir uns ein Frühstück mit viel Kaffee. Dazu schauen wir uns ein Konzert von Billy Joel aus dem Madison Square Garden in New York an. Schon nach ein paar Titeln bin ich in “A New York state of mind”. Da will ich bald wieder hin. Zwischendurch unterhalte ich mich länger mit einer Flugbegleiterin über diverse Themen. An dieser Stelle ist es Zeit für (sorry!) Schulnoten: Getränkeauswahl 2, Essenauswahl und -qualität 1, Sitze bzw. Bett 2, Englischkenntnisse der Flugbegleiterinnen 3-, Freundlichkeit der Flugbegleiterinnen 1+. Ja, die Englischkenntnisse der Japaner im Flieger, aber auch im Flughafen, Hotel und andernorts sind einfach unterirdisch. Der Busfahrer, der fast nur Ausländer befördert, spricht kein einziges Wort Englisch. Aber das Lächeln der Japanerinnen macht dieses Manko sofort wieder wett.
Um 17:35 Uhr (deutsche Zeit) landen wir in Frankfurt. Ein langer und trotzdem sehr schöner Flug geht zu Ende. Damit sind wir mit JAL einmal in östliche Richtung um die Welt geflogen.
Während unserer Hawaii-Reise haben sich 12.335 Personen meinen Reiseblog angeschaut. Das ergibt sich aus den Daten von Webanalytics, die mir mein Host Ionos zur Verfügung stellt. Zum Abschluss noch ein schönes Erlebnis. Als wir in Tokio die Sitzplätze im Flieger schon eingenommen haben, spricht uns ein unbekannter junger Mann an, sagt kurz “Sehr schöner Reiseblog” und geht lächelnd weiter. Herzlichen Dank an den Unbekannten und alle anderen, die diesen Blog verfolgt haben. Über Feedback freue ich mich sehr: Blog@Terkhorn.de
Noch eine Ergänzung (mit Unterstützung von ChatGPT erstellt):
Routen für den Flug von Tokio nach Frankfurt
Transsibirische Route über Russland (10–11 Std.) → Schnellste, aber für westliche Airlines gesperrt.
Südroute über China (12–13 Std.) → Bevorzugt, da kürzer als die Polarroute und mehr Notlandemöglichkeiten.
Polarroute über Nordpol und Grönland (13–14 Std.) → Wird genutzt, wenn starker Gegenwind auf der Südroute die Flugzeit deutlich verlängern würde.
Fazit: Die Polarroute kann trotz längerer Distanz unter bestimmten Windbedingungen treibstoffsparender sein als die Südroute.